23. Februar 2022
Wirtschaft

Mehr Fachkräfte für Klimaberufe im Handwerk

Bei tausenden Gebäuden sollen Solarzellen, Wärmepumpen oder moderne Heizungssysteme installiert werden um die Wärmewende zu bringen. Doch es fehlen Fachkräfte im Handwerk. Die Umweltbehörde und die Handwerkskammer wollen das ändern.

Wie soll die Wärmewende gelingen? Tausende Dächer in Hamburg müssen mit Solapanels und Photovoltaik nachgerüstet werden.

Wie soll die Wärmewende gelingen? Tausende Dächer in Hamburg müssen mit Solapanels und Photovoltaik nachgerüstet werden. // Foto: Bill Mead on Unsplash

Hamburg will klimafreundlicher werden. Um dies zu schaffen, müssen viele Ziele erreicht werden. Eines davon ist die sogenannte Wärmewende, also umweltfreundliches Heizen. Hierfür müssen Neubauten von vornherein entsprechend geplant werden. Die größere Herausforderung könnte aber die Sanierung alter Häuser sein. Neben einem großen Bedarf gibt es hier auch viele Vorgaben und einige Förderungen. Die Umweltbehörde und die Handwerkskammer brachten an diesem Nachmittag Fachleute aus Verwaltung, Bildung und dem Handwerk zu einem Runden Tisch zusammen. Die knapp 20 Personen dieser Runde wollen besonders ein Problem angehen, dass mit der Wärmewende zusammenhängt: den Fachkräftemangel. Drei weitere Treffen in diesem Kreis sind in diesem Jahr noch geplant.

„Uns fehlen die Fachkräfte und der Nachwuchs“

Michael Pollmann, Staatsrat für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft eröffnete den Runden Tisch und erklärt: „Ohne das Handwerk funktioniert in unserer Gesellschaft nichts. Zum Beruf machen wollen es aber immer weniger. Dabei haben wir im Handwerk glänzende Perspektiven für junge Leute und hoch spannende Berufsfelder. Fakt ist: Uns fehlen die Fachkräfte und der Nachwuchs – in den Klimaberufen ganz besonders.“

Diesen Trend wolle man stoppen.  Dazu führt Pollmann weiter aus: „Um uns als Stadt und Gesellschaft auf den Klimawandel einzustellen und den CO2-Ausstoß Richtung Null zu senken, spielen die Gebäude eine zentrale Rolle. Allein die Solardachpflicht und die Pflicht zum Einbau erneuerbarer Energien beim Heizungstausch werden zu zehntausenden Aufträgen in Hamburg führen.“ Hier brauche es motivierte und gut ausgebildete Dachdeckerinnen und Dachdecker, Solar- und Heizungsbau-Fachkräfte sowie Praxisprofis für Gebäude-Elektrik, Solarbau, Holzbau oder energieeffiziente Häuser. „Der Runde Tisch bringt Expertise aus vielen Bereichen zusammen – ich bin überzeugt, dass er auch gute Lösungsansätze vorschlagen wird.“, ergänzt der Staatsrat.

Schieflage in der Wärmewende

Schon jetzt wissen viele Handwerksbetriebe nicht mehr, wie sie den Bedarf sollen, meint Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg. „Deswegen beraten heute auf Initiative der Handwerkskammer erstmals Vertreterinnen und Vertreter aus Behörden, dem Handwerk, aus Schulen, Vorständen und Innungen, um gemeinsam Wege aus einer Schieflage zu finden.“ Diese „Schieflage“ meint das Missverhältnis von benötigten und vorhandenen Fachkräften.

Die Erwartungen an den Runden Tisch sind groß. Ausbildungsstätten wie Berufsschulen müssen hier den Ist-Zustand aufzeigen und mögliche Gründe für die Situation geben. Außerdem stellt sich die Frage, wie man die Lage ändern kann. Auch den anderen Teilnehmenden wird es ähnlich gehen. Hierzu meint Stemmann: „Ich erwarte aus unserer interdisziplinären Zusammenarbeit konkrete Maßnahmen und echte Anreize in den Bereichen Berufsorientierung, Weiterbildung und Qualifizierung für junge Leute, Quereinsteigende und Zugewanderte. Wir brauchen sie jetzt und für viele weitere Jahrzehnte als Macher der Klimawende sowie als Garanten für den weiteren Ausbau und Erhalt nachhaltiger Infrastrukturen. Damit hat unser Runder Tisch einen ganz klaren Auftrag. Packen wir es an.“

Was fordert das Hamburgische Klimaschutzgesetz?

Das Hamburgische Klimaschutzgesetz sieht unter anderem eine Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen ab 2023 auf Hamburgs Dächern im Neubau vor („Solardachpflicht“). Für Bestandsgebäude, bei denen die Dachhaut vollständig erneuert wird, greift die Pflicht ab 2025. Seit Mitte 2021 muss bei einem Heizungstausch ein Mindestanteil der Wärmeenergie aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Laut der Bundesagentur für Arbeit gibt es jedoch gerade in jenen Handwerksberufen, die für diese Arbeiten benötigt werden, die größten Engpässe. So liegen Berufe in der Leitungsinstallation und -wartung in der Engpassanalyse 2020 auf Platz zwei. An dritter Stelle folgen Berufe der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK). Ein ähnliches Bild zeichnet eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung von 2021. Die Bauelektrikbranche sowie die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbranche weisen die höchsten Engpässe auf. Auch Auszubildende werden dringend gesucht. Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hamburg verzeichnete im Januar dieses Jahres 138 freie Lehrstellen für Elektronikerinnen und Elektroniker. Außerdem gab es 120 freie Ausbildungsplätze für Anlagenmechanikerinnen und -Mechaniker.

 

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