17. März 2022
Allgemein

Drohne sucht nach Wasser und findet Gletscherreste

Erstmals kam in Hamburg eine Drohne zur Grundwassersuche zum Einsatz. Das innovative Verfahren lieferte dabei überraschende Daten.

Drohne sucht Wasser

Drohne sucht Wasser. Der Sensor hängt weit entfernt von den Motoren, deren Magnetfeld die Messung sonst stören würde.

Um die Trinkwasserversorgung der Menschen im Hamburger Westen sicherzustellen, hat HAMBURG WASSER Anfang März neue Brunnenstandorte für das Wasserwerk Baursberg gesucht. Erstmals kam in Hamburg ein neues Verfahren zum Einsatz: Eine Drohne ausgestattet mit einem Empfänger sammelte geomagnetische Daten für ein 3D-Modell des Untergrunds. Die Daten sollen zeigen, ob im Gebiet mögliche Grundwasservorkommen für die Trinkwasserproduktion des Wasserwerks Baursberg genutzt werden können.

Die Drohne überflog ein 1,7 Quadratkilometer großes Gebiet in Sülldorf nahe des Lehmkuhlenwegs. Die Flughöhe betrug zirka 50 Meter. Für den Betrieb der Drohne waren vorbereitende Arbeiten am 28. Februar nötig. Es wurden vorübergehend zwei 600 Meter lange Stromkabel installiert. Sie verliefen um das Arial, das untersucht wurde. Die Kabel strahlten eine elektromagnetische Strahlung aus. Dort wo sie im Untergrund auf Wasservorkommen traf, veränderte sich das Magnetfeld. Diese Veränderung konnte der Sensor der Drohne registrieren. Mit den gewonnenen Daten wird ein 3D-Modell des Untergrunds angefertigt, das mögliche Grundwasservorkommen aufzeigt. Sehen Sie hierzu auch unsere Dokumentation.

Schwierige Brunnensuche

Im Umfeld des Wasserwerks Baursberg sind die geologischen Bodenschichten wegen eiszeitlicher Einflüsse sehr unterschiedlich. Das macht die Standortsuche für neue Brunnen in diesem Gebiet besonders schwierig. Um die Untergrundverhältnisse so genau wie möglich zu untersuchen, wendete HAMBURG WASSER die neue Technik an. Sie kann Daten bis in eine Tiefe von 150 Meter Daten liefern. Die ersten Ergebnisse stimmen optimistisch, so Hamburg Wasser.

Das Wasserwerk Baursberg bereitet täglich bis zu rund 16.000 Kubikmeter Trinkwasser auf und versorgt damit durchschnittlich 125.000 Menschen. Dafür nutzt HAMBURG WASSER ausschließlich Grundwasser, das aus 15 Brunnen stammt.  Um die Versorgung Hamburgs auch langfrstig sicherzustellen, ist HAMBURG WASSER auf die Erschließung neuer Brunnen angewiesen. Sie ersetzen alte Brunnen, die nicht mehr genug Wasser liefern. Ebenso deckt man so den steigende Bedarf. Derzeit liefern Hamburg weit rund 450 Brunnen Trinkwasser für 17 Wasserwerke. So wird die Versorgung für 2,2 Millionen Menschen in Hamburg sichergestellt.

Innovative Drohne erspart Kosten und erlaubt Suche in neuen Gebieten

Da immer mehr Flächen versiegelt sind oder durch Industrie und Landwirtschaft zur Wassergewinnung ausscheiden, wird die Suche schwieriger. Bislang wurden Wassersuchen mit geomagnetischen Feldern mit Hubschraubern durchgeführt. Allein die Lärmbelästigung und die niedrigen Flughöhe machten die Suche in vielen Gebieten unmöglich. Die Drohne könnte wegen der geringen Lärmentwicklung und der Größe zukünftig die Lösung in solchen Fällen sein. Ersetzen kann sie andere Suchmethoden jedoch nicht völlig. In Hamburg reichen Brunnen in eine Tiefe bis zu 430 Metern. Da die Drohe nur Tiefen bis 150 Meter abbilden kann, bleibt sie nur ein Instrument von vielen weiteren und kommt vermutlich für obere Wasservorkommen zum Einsatz.

Eiszeitgletscher in Sülldorf

Der Untergrund in Norddeutschland ist vornehmlich durch Lockergestein bestimmt. Wasserführende Schichten, sogenannte Wasserleiter, befinden sich in Tiefen zwischen 40 bis 430 Metern. Dazu zählen auch eiszeitliche Rinnen. Allerdings kommen diese meist in größeren Tiefen vor. Daher überraschte es das Team von HAMBURG WASSER, als man während der Drohnensuche in Sülldorf auf die Reste eines eiszeitlichen Gletschers stieß. Damit ist die Methode der Drohne auch aus Sicht der Geologie – die stets Teil der Wassersuche ist – interessant. Entwickelt wurde die Drohne von Dr. Johannes B. Stoll. Der Physiker arbeitete zuvor im Bereich Pipelinevermessung. Rund ein Jahr benötigte seine Firma, um die Drohne anzupassen und das Messsystem auf die nötigen Maße zu verkleinern.

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