27. September 2022
Interviews

Schauspielerin Rhea Harder-Vennewald im Interview

Die Schauspielerin Rhea Harder-Vennewald spielt die Polizistin „Franzi“ in der Serie Notruf Hafenkante. Seit 2007 ist sie Teil der beliebten ZDF-Serie. Hier erzählt sie von Ihrem Job und warum die Polizei Hamburg sie als Kollegin bezeichnet.

Franzi (Rhea Harder-Vennewald) und Nick (Raúl Richter) erhalten durch das Gespräch mit Fleur de Nuit einen Einblick in deren Leben. // Foto: ZDF/Boris Laewen

Franzi (Rhea Harder-Vennewald) und Nick (Raúl Richter) erhalten durch das Gespräch mit Fleur de Nuit einen Einblick in deren Leben.

Klönschnack: Frau Harder-Vennewald, seit 2007 sind Sie als Polizistin Franzi bei Notruf Hafenkante auf Sendung. Wie würden Sie ihre Rolle beschreiben?
Harder-Vennewald: Franzi ist jemand, der mit Bauch und Kopf durch die Wand rennt und auch nicht immer darauf achtet, wenn man ihr rät, den Verstand einzuschalten. Es gefällt mir nicht immer, wenn sie so losrennt. Aber so ist Franzi eben.

 

Sind Sie eher der nachdenkliche Typ?
Nein, so gar nicht. Ich bin eher so von allem etwas. Ich versuche so zu anderen zu sein, wie ich auch gern behandelt werden möchte. An schlechten Tagen klappt das nicht immer aber ich bemerke es wenigstens und versuche der schlechten Laune entgegenzuwirken.

 

Wie sieht so ein Arbeitstag aus?
Jeder Tag ist anders: mal drehen wir am Hafen, dann im Studio die Aufnahmen in der Wache oder dem Krankenhaus, dann in einer alten Blankeneser Villa oder hinter der Bühne in der Elphi.

 

Was ist das Herausforderndste in ihrem Job?
Die privaten Pakete, die man manchmal mit sich rumschleppt, nicht das Spiel beeinflussen zu lassen. Ich meine, wenn ich traurig bin, bin ich traurig. Aber wenn das „Bitte“ des Regisseurs kommt (immer wenn eine Szene gedreht wird ist das das Startzeichen für alle am Set), bin ich nur noch da, um die Rolle zu spielen und alles andere darf meine Arbeit vor der Kamera nicht beeinflussen. Neben der Kamera kann es dann wieder ganz anders aussehen. Das ist ok.

 

Sind Sie eher eine Bauch- oder eine Kopfschauspielerin?
Ich bin eine Bauch-Schauspielerin. Ich denke nicht darüber nach, wie ich Stress spielen kann, sondern es passiert einfach so.

 

Wie viel Zeit geht für das Textlernen drauf?
Das geht schnell. Ich bin schon immer eine Schnell-Lernerin gewesen.

 

Zum Beispiel?
Der Erlkönig, den habe ich am Morgen auf der Fahrt zur Schule in der Straßenbahn gelernt.
Bei den Skripten habe ich meine Methode: Ich arbeite die Bücher gleich durch, wenn ich sie bekomme. Anschließend schicke ich meine Anmerkungen zurück zum Autorenteam und der Regie.

 

Was sind das für Anmerkungen?
Zu schauen, ob Franzi das so sagen würde, wie es geschrieben steht und wenn ein Satz mal gar nicht zu Franzi passt, dann gebe ich ihn gern jemand anderem, zu dem er besser passt. Wenn die Korrekturen durch sind, haben wir alle zusammen eine Leseprobe und besprechen alles. Dann bekomme ich meinen Arbeitsplan und schreibe ins Skript, wann ich welche Szenen drehe und lerne nochmal am Abend vor dem Drehtag meine Texte.

 

Was gehört noch zu ihrem Job dazu?
Interviews geben (lacht), Sport und gesunde Ernährung. Glücklicherweise bin ich von Natur aus schon ein Bewegungsmensch. Das passt also. Die Vorbereitung auf eine Rolle ist mir auch sehr wichtig.  Ich würde auch gerne mal einen Pferdefilm drehen. Dann könnte ich noch mehr Zeit auf dem Pferd verbringen und vielleicht mal wieder im Polo-Club anrufen, um zu fragen, ob ich zum Trainieren kommen darf. Erst Letztens habe ich einen Stuntkurs auf dem Pferd gehabt. Das hat Spaß gemacht!

 

In der Hörspielreihe TKKG geben Sie Gaby eine Stimme. Wie kam es dazu?
Wir haben in der Hörspielvilla gearbeitet und ich habe Heikedine Körting (Produktion und Regie bei TKKG) angesprochen.  Sie fragte, ob ich auch gerne mal ein Hörspiel machen möchte. Ich habe dann bei ein paar Folgen mitgearbeitet – TKKG und die drei ???. Schließlich wurde ich gefragt ob ich weitermachen möchte, nachdem die Sprecherin der Gaby bei TKKG, Veronika Neugebauer leider verstarb.

 

Wie ist es für Sie, diese beiden so populären Rollen zu spielen?
Ich genieße es, weil ich vor allem noch immer Rhea war und bin. Wenn mir heute mal nach Schlumperlook ist, dann ist das so. Im Alltag ist es mir wichtig, dass es mir mit mir und meinen LIEBEN gut geht. Mir ein Kleidchen anzuziehen, obwohl ich Bock auf die Jogginghose habe, käme mir falsch vor. Natürlich gehe ich nicht im Schlabberlook auf eine Gala. Ich weiß schon, wie man sich benimmt. (lacht)

 

Die Polizei bezeichnet sie als Botschafterin und echte Kollegin. 2021 wurden Sie von der Polizei der Stadt Hamburg zur „Ehrenkommissarin“ ernannt.
Ja. Das ist so schön. Ich freue mich unfassbar über die Auszeichnung!

Und wie verhalten sich die Kolleginnen und Kollegen der Polizei Ihnen gegenüber?
Es gibt viele, die mich auf der Straße ansprechen und sagen „Wie geht‘s Kollegin?“ Oder „Heute mal frei?“ Ich wollte nach dem Abi zur Polizei und nun hat es dann doch noch durch die kalte Küche geklappt.

 

Was bringt der Titel „Ehrenkommissarin“ mit sich?
Ich unterstütze viele Aktionen. Zum Beispiel „Hamburg gib Acht“, für mehr Miteinander im Straßenverkehr und vieles mehr. Als Ehrenkommissarin werde ich zu öffentlichen Veranstaltungen der Polizei eingeladen. Ich bin quasi Teil der Öffentlichkeitsarbeit und gerne zur Stelle.

 

Wie hilft ihnen die Polizei bei Ihrer Rolle?
Zum Beispiel, wenn ich Fragen zur Polizeiarbeit habe, die speziell sind, etwa: Wie findet eine Verhaftung statt? Was muss unbedingt gesagt werden? Welche Handgriffe wendet man an, et cetera. Dafür habe ich Ansprechpartnerinnen und -Partner bei der Polizei. Es geht mir im Job nicht darum, eine coole Polizistin zu spielen, sondern die Polizeiarbeit so genau wie möglich darzustellen und die Polizei so nahbarer zu machen. Klar wird alles schneller erzählt, damit in einer Folge ein Fall gelöst werden kann und daraus eine Serie wird.

 

Dürfen Sie einen kleinen Einblick geben, wie es mit Franzi in der Serie weitergeht?
Franzi war durch ihr Privatleben gebeutelt, weil sie betrogen wurde, dann hatte sie einen schweigsamen Kollegen an ihrer Seite, der mit seinem Schicksal haderte. Jetzt ist sie wieder eine fröhliche Frau und eine Polizistin die ihren Job gewissenhaft und fair macht. Und das finde ich richtig schön.

 

Frau Harder-Vennewald, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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