Ein belegtes Brot mit Schinken und ein belegtes Brot mit Ei forderten schon die Toten Hosen. Und bestimmt hat jede und jeder irgendwann als Kind zu hören bekommen, er solle was essen, schließlich sei das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages. Da kann man drüber streiten, aber hungrig sollte niemand in den Tag starten, besonders nicht unfreiwillig. Damit Grundschulkinder nicht mit leerem Magen in den Unterricht müssen, steht Ute Bukowski zweimal pro Woche ab 6.30 Uhr in der Schule Ohrnsweg.
Gemeinsam mit einem anderen Senior oder einer anderen Seniorin startet sie dann mit der Vorbereitung fürs Frühstück – und das kann sich sehen lassen! Die Ehrenamtlichen schnibbeln Obst und Gemüse, machen Kakao und Tee, bereiten ein kleines Buffet vor. Es gibt Müsli mit Joghurt oder Milch, Säfte, Brötchen, eine Käse- und eine Wurstplatte.
Eine halbe Stunde später kommen dann die Kinder. Warum das Frühstück schon um 7 Uhr beginnt? Ganz einfach, es muss ja vor Unterrichtsbeginn fertig sein. Jeder darf so viel essen, wie er kann und will – nur nicht von den Nutellabroten: „Die schmieren wir schon vorher und schauen, dass jeder was abbekommt“, sagt Ute Bukowski.
Denn die Nutella-Brote sind beliebt, egal welche Kinder gerade beim Frühstück sind. Kommen und essen dürfen alle Kinder der Schule, egal ob erste oder vierte Klasse und auch egal, ob es zuhause auch ein Frühstück gibt. Das Angebot gibt es jeden Tag, ungefähr 50 Kinder nehmen es jeweils wahr. „Es gibt natürlich ‚Stammkinder‘, die fast täglich da sind, aber es wechselt auch immer mal“, erzählt die Seniorin. „Mal werden Freunde mitgebracht, mal kommt eine ganze Klasse – besonders am Anfang des Schuljahres, um das Angebot vorzustellen.“
Frühstück für alle Geschmäcker
Die Vorlieben der Kinder ändern sich kaum, Nutellabrote und Kakao stehen immer hoch im Kurs. „Jetzt kommen wieder neue Erstklässlerinnen und Erstklässler, aber das Frühstück und die Routine ändern sich nicht groß“, weiß Ute Bukowski. Sie ist schon seit zehn Jahren dabei – fast seit der ersten Stunde, denn 2012 begann der Frühstücksbetrieb von brotZeit. Dafür gab es schon eine Ehrung samt Urkunde. „Man wird hier wertgeschätzt, es gibt auch jährliche Treffen mit allen Helferinnen und Helfern der Region, das macht immer viel Spaß“, sagt sie.
Zu dem Ehrenamt kam sie eher zufällig: „Ich hab vorher 18 Jahre lang im Seniorentreff ehrenamtlich gearbeitet – das ging aber nicht mehr mit meinem Rücken. Ich musste Tische rücken und Stühle tragen, jetzt helfe ich da nur noch ab und zu als Vertretung und geh einmal die Woche Karten zocken“, erzählt sie. Ohne Ehrenamt wollte sie aber auch nicht: „Es macht Spaß, was zu tun. Ich bin fit, ich kann noch was tun und das ist etwas Sinnvolles. Von den Kindern kommt viel Dankbarkeit zurück, das ist immer wieder schön.“
Die Kinder freuen sich über das Frühstück, bedanken sich, kommentieren, wenn etwas besonders lecker ist. Manchmal wird es aber auch emotionaler: „Eine Viertklässlerin stand ganz traurig und mit den Tränen in den Augen am letzten Tag vor den Ferien vor mir und meinte, dass sie gar nicht auf die weiterführende Schule will und das Frühstück vermissen wird. Da hatte ich auch einen Kloß im Hals“, so Ute Bukowski. Mittlerweile ist sie die Älteste im Team, immerhin feiert sie kommenden Monat ihren 80. Geburtstag. „Aufhören will ich noch nicht, mindestens nicht, solange ich noch gut den Weg zur Schule schaffe!“
Zur Sache:
Frühstück für alle
brotZeit e.V. wurde 2009 von Uschi Glas gegründet. Ihr Ziel: Kein Kind in Deutschland soll hungrig zur Schule müssen. An vier Grundschulen in München ging es los, mittlerweile decken rund 1.800 Helferinnen und Helfer die Tische in über 300 Schulen deutschlandweit und versorgen somit 14.000 Kinder täglich mit Frühstück. In Hamburg sind 200 Seniorinnen und Senioren im Einsatz, um 1.500 Kindern ein Frühstück zu servieren.
Frühstückshelferinnen und -helfer werden ebenso gesucht wie Spenden!
Spendenkonto:
brotZeit e.V.
IBAN: DE45 2003 0300 0227 7700 03
Kreditinstitut: Donner & Reuschel