Ein ganz normales unbeschwertes Leben. Ein schwerer Unfall. Und schon ist von einem Tag auf den anderen alles anders. Über solche Schicksalsschläge liest man öfter, es gibt zahlreiche Ratgeber und Biographien. „Davon halte ich nichts und ein Buch schreibe ich sicher nicht“, sagt Christopher Calm, der seit einem Autounfall querschnittgelähmt ist. „Ich möchte ein Netzwerk aufbauen und Menschen mit Handicap den Start in ihr neues Leben erleichtern.“
Das versucht er praktisch im Alltag und vor Ort. Anfang des Jahres gründete er gemeinsam mit Familie und Freunden den Verein calmobility e.V., der genau diese Aufgaben erfüllen möchte. Behördengänge, ein barrierefreies Zuhause, ein neuer Führerschein samt neuem Auto, der passende Rollstuhl und die richtige Therapie.
Unfall, Handicap – plötzlich ist alles anders
„Es kommt viel auf einen zu, von einem Tag auf den anderen“, sagt Chris Calm. „Die meisten Leute beschäftigen sich Alltag nicht damit, erst, wenn es zu spät ist.“ Und dann können die ganzen Aufgaben schnell erdrückend erscheinen: „Ich weiß selber, wie schwer es ist, in ein neues Leben mit Handicap zu starten. Es hat fast vier Jahre gedauert, bis ich wieder ein frei- es und selbstständiges Leben führen konnte“, erzählt er. „Und das kann schneller gehen, wenn man an die Hand genommen wird und direkt Kontakte hat.“
Der 38-Jährige war Fitnesstrainer, nahm an Parcours-Weltmeisterschaften teil und hatte eine Familie gegründet, als ein schwerer Autounfall 2014 ihm zeigte, was Hilflosigkeit bedeutet. Nach elf Monaten Kranken- hausaufenthalt kam er nachhau- se. Im Rollstuhl. Und musste feststellen, dass sein Haus – wie die meisten Gebäude – nicht barrierefrei war. Mittlerweile ist Chris Calm ein glücklicher (Stief-)Vater von vier Kindern, der in einem Haus lebt, das vollständig auf seine Bedürfnisse ausgerichtet ist.
Leben mit Handicap – anders, aber nicht schlechter!
Bis dahin war es ein langer Weg. „Meine Freunde und Familie haben mir sehr geholfen und keine Chance zum Aufgeben gelassen. Mein Onkel war auch eine treibende Kraft hinter dem Verein“, erzählt er. Anfangs war es noch schwer, sich mit der Situation abzufinden, aber die Akzeptanz kam schnell: „Klar, mein Leben war vorher actionreicher, aber das ist jetzt einfach ein Teil meines Lebens. Ich hab viel erreicht und jetzt ist es eben anders“, sagt er.
Was ihm am schwersten fiel? „Geduld zu lernen“, sagt er lachend. „Ich wollte immer alles sofort, jetzt dauern Sachen länger. Aber man muss sich immer deutlich machen, dass trotzdem noch alles möglich ist – nur eben anders. Wer vorher Fallschirm gesprungen ist, kann noch Paragliden. Man muss nur seinen Weg finden.“
Unterstützung durch Netzwerk
Auf diesem Weg möchte er andere Menschen mit Handicap unterstützen. „Ich hab mir in den vergangenen Jahren ein Netz- werk aufgebaut“, berichtet Chris Calm. „Das kann gerne noch wachsen, aber schon jetzt können andere davon profitieren.“
Neben Erfahrungsaustausch und dem Aufbau eines Netzwerks sind noch weitere Projekte geplant: So sollen Exoskelette – äußere Stützstrukturen für Mobilitätsmaßnahmen bei Querschnittgelähmten – zugänglicher gemacht werden, zum Beispiel durch Vermietung an Praxen. Mit für Rollstuhlfahrer geeigneten Segways sollen Touren angeboten werden. „Man kann im Rollstuhl ein cooles Leben haben. Und positive Erlebnisse tragen dazu bei“, so Calm.
Infos zum Verein
calmobility e.V. wurde Anfang des Jahres von Christopher Calm gemeinsam mit Freunden und Familie gegründet, um gehandicapten Menschen das Leben zu erleichtern.
Daten:
Winterhuder Weg 31
Telefon: 22 86 42 85 www.calmobility.de
Spendenkonto:
calmobility e.V.
Hamburger Sparkasse
IBAN: DE24 2005 0550 1501 6155 69 BIC: HASPDEHHXXX