Klirrende Kälte, gefrorene Seen, Schnee. Das sorgt bei manchen Hamburgerinnen und Hamburgern für Entzücken. Für wohnungslose Menschen hingegen sind Kälte und Nässe eine Qual und können lebensgefährlich werden. Um Menschen von der Straße in eine Unterkunft zu bringen, ist Christina Pillat-Prieß mit dem roten Kältebus unterwegs – seit über vier Jahren.
„Ich war von Anfang an dabei“, erzählt sie. Im Jahr 2021 übernahm sie schließlich die Leitung. Ein Team von über 60 Ehrenamtlichen steht ihr zur Seite, schließlich ist der Bus jeden Abend unterwegs. Er fährt durch ganz Hamburg, bringt Wohnungslosen Isomatten, Schlafsäcke, warme Kleidung, Tee oder auch die Menschen selbst in eine warme Unterkunft für die Nacht.
Hilfe kommt per Kältebus
Doch nicht alle wollen die Hilfe annehmen, denn die Unterkünfte sind kein Hotel. „Dort treffen viele problembelastete Menschen aufeinander, auf engstem Raum und müssen sich ein Zimmer teilen“, erklärt Christina Pillat-Prieß. Zudem dürfen Hunde meist nicht mitgenommen werden; Alkohol ist nur vor der Tür erlaubt. Da bleiben einige auch bei niedrigsten Temperaturen lieber direkt draußen.
Es gibt Lücken und Fehler im System. Deswegen müssen wir das selbst in die Hand nehmen und helfen.
„Wir respektieren die Entscheidung, erklären aber, was es für Risiken gibt und helfen mit warmer Kleidung und warmen Getränken“, sagt Pillat-Prieß. „Und wir schaffen es zumindest, die Kranken von der Straße zu holen, damit niemand erfriert.“
Da nicht jeder in eine Unterkunft möchte, hilft es dem Kältebus-Team, wenn vor dem Anruf einmal nachgefragt wird, damit keine unnötigen Fahrten anfallen. Denn in manchen Nächten gehen über 30 Anrufe ein und der rote Bus tourt durch ganz Hamburg. „Anfangs gab es große Berührungsängste, kaum jemand hat sich getraut, die Person anzusprechen, aber das ist in den vergangenen Jahren viel besser geworden“, sagt Christina Pillat-Prieß. Ein „Brauchen und wollen Sie Hilfe“ reicht schon. Und wenn die Person nicht mehr ansprechbar ist, ruft man besser direkt den Notarzt.
Ehrenamt aus Leidenschaft
Die Koordination der Fahrten benötigt einiges an Zeit. Die ehrenamtlichen Helfenden müssen eingeteilt und neue eingearbeitet werden. Es gibt Treffen mit den Betreibern der Unterkünfte. Zehn Stunden gehen da jede Woche mindestens drauf. Aber die Zeit investiert sie gerne, fährt auch häufig noch selbst mit und hilft samstags bei der Essensausgabe im CaFée mit Herz. Die 60-Jährige ist seit über 20 Jahren ehrenamtlich aktiv: „Ich mache unglaublich gerne was mit den Menschen. Es bringt mir viel Freude. Und ich bin davon überzeugt, dass es leider noch notwendig ist.“
Ich glaube, Menschen sind dafür da, einander zu helfen.
Sie hofft, dass die Arbeit irgendwann überflüssig wird, aber noch sieht es nicht danach aus. „Über die Jahre sind es mehr Obdachlose geworden. Manche kenne ich schon seit Jahren und habe die Verelendung beobachtet“, erzählt sie. „Wenn ich Zeit habe, gehe ich sie manchmal besuchen, sie freuen sich immer über ein nettes Gespräch. Ignorieren ist das Schlimmste.“
Aber auch, wenn es immer mehr bedürftige Menschen gibt, sieht sie kleine Fortschritte: In der Friesenstraße können seit dieser Saison Pflegebedürftige untergebracht werden, durch „Housing First“ werden Wohnungsprojekte fokussiert. „Das ist super, mit einer Wohnung kann die Energie in die Bewältigung anderer Probleme gesteckt werden. Aber es gibt einfach zu wenig Wohnungen und zu wenig Hilfe, um allen gerecht zu werden“, bedauert Christina Pillat-Prieß. „Die Ressourcen sind da, sie sind nur ungerecht verteilt. Menschenrechte gelten leider immer noch nicht für alle.“
Der Kältebus
gehört zum CaFée mit Herz. Er ist von November bis mindestens Ende März täglich von 19 bis 24 Uhr im Einsatz.
Sie erreichen ihn unter der Telefonnummer 0151/ 65 68 33 68.
Der Kältebus ist ebenso wie die anderen Angebote des CaFées spendenfinanziert. Neben Geldspenden werden Isomatten und Schlafsäcke immer gebraucht.
Spendenkonto:
CaFée mit Herz
Hamburger Sparkasse
DE65 2005 0550 1206 1343 04