Meine Vorbilder sind … Das ist schon in Freundebüchern, wie sie in der Grundschule herumgehen, eine gängige Frage. Taylor Swift, Erling Haaland, Alexander Gerst oder auch Eiskönigin Elsa – Kinder sind bei der Auswahl kreativ. Was für viele von uns völlig normal erscheint, fällt anderen schwer: Vielen Schwarzen Kindern und Jugendlichen fehlt es an Vorbildern, mit denen sie sich identifizieren können. Sie werden mit Stereotypen und Vorurteilen konfrontiert, verlieren so häufig die Motivation und damit auch Chancen und Ziele.
Kinder brauchen Vorbilder
Da setzt das Mentoringprojekt Vorbilder an: Es richtet sich seit 2016 an junge Schwarze Menschen mit dem Ziel, sie zu fördern und mit ihnen zusammen Ziele zu finden. Mehr als 100 Patenschaften sind schon entstanden – was dem Projekt und allen Mitwirkenden 2021 den Deutschen Engagementpreis eingebracht hat.
Für ein Mentoringprojekt braucht man Menschen mit Engagement. Eine von ihnen ist Ivyann Sintim-Aboagye. Seit rund neun Monaten ist sie Mentorin der neunjährigen Angel. Mindestens einmal im Monat treffen sich die beiden Ghanaerinnen zum Kochen, Erdbeeren pflücken, Basteln, Minigolfen oder auch mal zum Hausaufgaben machen. Beide lernen viel voneinander. „Es geht aber nicht um Nachhilfe“, betont Ivyann Sintim-Aboagye. „Wir haben eine Liste erstellt, was Angel gerne machen möchte. Es geht darum, neue Sachen zu probieren und neue Erlebnisse zu schaffen, und auch darum, einen Bezug zur deutschen Kultur zu schaffen – das ist oft schwierig, wenn die Eltern den nicht haben und man mit zwei Kulturen aufwächst.“
Neue Erfahrungen schaffen
Wie kompliziert das sein kann, kennt sie aus eigenen Erfahrungen: „Ich hatte in meiner Jugend auch Probleme und wurde mit Rassismus konfrontiert – ich hatte meine ältere Schwester zum Reden, aber über eine Mentorin hätte ich mich sehr gefreut.“ Aber nicht nur wegen ihres persönlichen Bezugs ist ihr das Projekt wichtig: „Es ist eine große Aufgabe, den Stereotyp schwarzer Menschen zu ändern. Damit sie für das gesehen werden, was sie sind, und nicht in Schubladen gesteckt werden. Es braucht Leute, die sich dafür einsetzen.“
Auch Irene Amuquandoh setzt sich dafür ein. Sie ist seit einem halben Jahr Projektkoordinatorin und ist für die Patenschaften zuständig. Jede Patenschaft läuft für mindestens ein Jahr, oft bleibt der persönliche Kontakt länger bestehen – das Ziel ist es, eine langfristige Bindung aufzubauen. Wer Mentor werden möchte, wird zu einem Kennenlerngespräch eingeladen und muss einen Qualifizierungsworkshop absolvieren. Dann bekommt er ein Mentee zugeteilt.
Ein einzigartiges Projekt
Mentees kommen auf verschiedenen Wegen zum Projekt: „Oft kommen Schulen oder Sozialpädagogen auf uns zu oder es läuft über Mundpropaganda“, berichtet Irene Amuquandoh. „Wir arbeiten auch mit Schulen zusammen und bieten Gruppenmentoring an – das ist in der Pandemie leider nur eingeschränkt möglich.“ Das gilt auch für Events wie Kochkurse, Workshops und Lese-Abende. Die Mentees sind bunt gemischt, von 8 bis 18 Jahren und aus ganz Hamburg. Beim Matching wird unter anderem auf Geschlecht, ähnliche Interessen und Berufe/Berufswünsche und den Standort geachtet. „Die Vorbilder haben meist eine ähnliche Lebensrealität. Sie fördern und fordern die Mentees und helfen ihnen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden“, so Amuquandoh. „Das Projekt ist einzigartig.“
Zum Projekt:
Vorbilder ist ein Mentoringprojekt des gemeinnützigen Vereins Future Of Ghana Germany e.V. Bei diesem Projekt werden junge Menschen Vertrauenspersonen für Schwarze Jugendliche. Ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren werden immer gesucht – aktuell verstärkt Mentoren.
Spendenkonto:
Future of Ghana Germany e.V.
Deutsche Skatbank
VR-Bank Altenburger Land eG
IBAN: DE15830654080104991800
BIC: GENODEF1SLR