Deutschland will den Bürokratieabbau, doch ganz ohne Verwaltung geht es natürlich nicht. Das wird auch am Bezirksamt Altona deutlich. Der strahlend weiße Bau am Anfang der Elbchaussee ist der zentrale Verwaltungsstandort des Bezirks, aber nicht der einzige.
Die Aufgaben im Bezirk sind auf vier Dezernate aufgeteilt. Die wiederum sind in insgesamt 16 Fachämter gegliedert, die in Summe nahezu alle Bereiche des Lebens im Westen berühren. Dazu gehört das Passwesen, Grünflächen, Wahlen, Hochzeiten, Spielplätze und vieles mehr. Insgesamt arbeiten im Bezirksamt 1.343 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir stellen Ihnen alle Dezernate vor – alle Aufgaben vorzustellen, würde den Rahmen des Artikels leider sprengen.
Bezirksamt für alle
Die ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen, Dr. Stefanie von Berg, übernahm im Dezember 2019 die Leitung des Bezirksamts. Viele Dinge, wie die Mobilitätswende, die Energiewende und weitere Wenden, muss sie im Bezirk voranbringen. Keine leichte Aufgabe, denn die Vorstellungen hierzu gehen stark auseinander, wie das Beispiel Osterfeuer gezeigt hat. Vor sich die Bürger, hinter sich die Gesetze, muss die Verwaltung Wege finden, Dinge wie die Klimaziele oder das Onlinezugangsgesetz umzusetzen.
„In Altona leben rund 280.000 Menschen. Meine Aufgabe ist es, zusammen mit den über 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Interessen und Bedürfnisse all der Bürgerinnen und Bürger im Blick zu behalten – und in allen Stadtteilen gibt es ganz unterschiedliche Belange“, sagt die Bezirksamtleiterin.
Diese Aufgabe endet keineswegs an der Schreibtischkante: „Als Bezirksamt sind wir ein Verwaltungsorgan, aber wir wollen eben auch gestalten, das Leben der Menschen besser machen und das gemeinschaftliche Leben und den Zusammenhalt in unserem Bezirk fördern“, sagt Dr. Stefanie von Berg dazu.
Dezernat 1: Steuerung und Service
Kommen wir zu den einzelnen Dezernaten. Steuerung und Service klingt erstmal sehr sperrig. Dezernatsleiter Christoph Brümmer bezeichnet sein Dezernat mit rund 147 Angestellten als die „guten Geister im Hintergrund“. Jede rechtliche Frage des Bezirksamts, jede Personalfrage, jede Neuerung und jeder Zuschuss gehen über die Tische dieser Abteilung.
„Wir sorgen dafür, dass die internen Abläufe im Bezirksamt funktionieren. Und wenn sie funktionieren, dann profitieren auch die anderen Bereiche in unserem Bezirksamt davon – und dadurch letztlich auch die Bürger“, sagt Brümmer. Denn: „Wenn wir dafür sorgen, dass qualifiziertes Personal zur Verfügung steht und auch die entsprechenden Mittel bereitgestellt werden, dann merken das auch die Menschen im Bezirk, wenn sie guten Kontakt zum Jugendamt haben oder feststellen, dass die Parks schön aussehen.“
Die vermeintlich „trockene“ Verwaltungsarbeit hat also direkte Auswirkungen auf das alltägliche Leben in Altona, auch auf Ihres. Die hausinternen Prozesse werden ebenfalls im Dezernat 1 gesteuert und optimiert – nicht zuletzt ist die Digitalisierung ein großes Thema. Die klassische Bürostruktur soll aufgebrochen werden, Desk-Sharing, Homeoffice, neue und digitale Arbeitsabläufe sollen den Arbeitsalltag effektiver gestalten.
Dezernat 2: Bürgerservice
Mit dem zweiten Dezernat sind wohl alle Bürgerinnen und Bürger bereits in Kontakt gekommen. Denn hierzu gehören die Kundenzentren, in denen man zum Beispiel Pässe beantragt. Das Fundbüro für ganz Hamburg zählt auch zu den Dezernatsaufgaben. Hier landen jährlich 40.000 bis 50.000 Fundsachen. Sechs Monate warten die gefundenen Sachen. Danach werden sie versteigert. Rund 20 Prozent finden den Weg zurück zu ihren Eigentümern.
Die Versteigerungen des Fundbüros sind aufsehenerregend, denn hier landen auch außergewöhnliche Stücke. Diverse eigene Social-Media-Kanäle berichten hierzu. Die Ausländerdienststelle hat auch ihren Sitz im Dezernat 2. Fragen zum Thema Aufenthaltserlaubnis etwa werden hier betreut. Nicht zuletzt findet sich hier auch das Standesamt – einer der beliebtesten Orte zum Heiraten in ganz Hamburg.
„Der Name ist hier Programm“, sagt Dezernatsleiterin Kerstin Scherwarth. „Wir arbeiten serviceorientiert und versuchen freundlich, die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu erfüllen. Wir erklären auch jeden Antrag, sodass sie uns mit einem Lächeln verlassen.“ Ein weiterer Schwerpunkt ist das Prostituiertenschutzgesetz. Das würde man eher in anderen Stadtteilen vermuten. Aber durch die bewusste Trennung sollen Betroffene dazu ermuntert werden, sich auch mit Problemen vertraulich an das Fachamt zu wenden.
Dezernat 3: Soziales, Jugend und Gesundheit
Das Dezernat 3 ist mit rund 624 Mitarbeitenden das größte Dezernat. Es ist eine wichtige Anlaufstelle in der öffentlichen Verwaltung, wenn es um soziale Teilhabe, gesundes Aufwachsen und begleitetes Älterwerden geht. Hier werden Familien, Jugendliche, Senioren, Wohnungssuchende, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit geringen Einkommen und Geflüchtete beraten.
Die sozialräumliche Infrastruktur wird hier geplant, ebenso wie niedrigschwellige Freizeitangebote für jede Bevölkerungsgruppe. Auch das Fachamt Gesundheit ist hier verortet – durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg gibt es hier also alle Hände voll zu tun. Das geht nicht ohne zahlreiche Überstunden.
„Wir fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf vielfältige Weise. Diversität und Freiheit sind uns in Altona sehr wichtig“, sagt Dezernatschefin Imogen Buchholz. „Und uns ist wichtig, dass alle Menschen gleich behandelt werden, egal welcher Herkunft, Religion oder welchen Geschlechts und Alters.“
Dafür gibt es zum Beispiel einen Inklusionsbeirat und Förderung für Ehrenämter.
Dezernat 4: Wirtschaft, Bauen und Umwelt
Das Dezernat Wirtschaft, Bauen und Umwelt ist für alle technischen Dienste des Bezirksamts Altona zuständig. Insbesondere die Erteilung von Genehmigungen, die Pflege und Überwachung des gesamten öffentlichen Raums, die Organisation der Wochenmärkte und die Lebensmittelüberwachung sind Kernaufgaben der vier großen Fachämter, aus denen das Dezernat besteht. „Die Motivation der Leitung eines Dezernats für Wirtschaft, Bauen und Umwelt bedingt sich aus der Vielfältigkeit der Themen und Fragestellungen heraus. Wie soll ein Quartier der Zukunft aussehen – ist eine dieser Fragen“, sagt Dezernatsleiter Dr. Sebastian Kloth.
Es geht hier also um die Frage, wie man in Altona zukünftig leben kann. „Die Freie und Hansestadt Hamburg setzt nach wie vor einen Fokus auf die reinen Wohnungsbauzahlen. Eine Quartiersentwicklung ist aber so viel mehr. Ein Quartier entsteht für die Menschen, die dort leben werden. Im Fokus müssen kurze Wege zum Einkaufen, zur Schule und zur Kita stehen. Die Nachhaltigkeit und grüne Gestaltung der Fassade und des Daches sind hierbei ebenso wichtig, wie Antworten auf Starkregenereignisse und die Aufenthaltsqualität. Die Menschen wünschen sich Antworten im Kleinen für diese großen Fragen.“
Eine Nummer kleiner, dafür aber weit über Hamburg hinaus bekannt, ist der Fischmarkt und auch der fällt in die Zuständigkeit des Dezernats 4.
In Summe kann man wohl sagen, dass das Bezirksamt Altona für den Bezirk, die Stadt und darüber hinaus Wirkung entfaltet, im Kleinen und Großen, manchmal laut und manchmal ganz leise.
Bezirksamt Altona
Als oberste Verwaltung Altonas kümmert sich das Bezirksamt mit seinen 1.300 Mitarbeitenden um Abläufe für den Bezirk und darüber hinaus. Zu ersteren zählen Wahlen, das Passwesen, Parks und Baumbestände, Digitalisierung und vieles mehr. Hauptsitz der Verwaltung ist das prunkvolle Altonaer Rathaus, dessen historischer Teil noch heute vom ehemaligen Reichtum und der Größe der bis 1938 eigenständigen Stadt Altona erzählt. Der Bezirk Altona besteht aus vierzehn Stadtteilen mit gut 280.000 Bewohnern, die in allem, was sie haben, bieten und benötigen, sehr unterschiedlich sind.