In 2007 wurde im Bezirk Altona erstmals ein Befall mit n (Pae) Bakterien an einer Rosskastanie festgestellt. Das klingt erstmal nicht schlimm, denn Bakterien sind schließlich überall um uns herum und die Natur sollte damit zurechtkommen. Bei diesem schadhaften Bakterium sieht es allerdings anders aus, besonders im Fall der Rosskastanien. Sie haben seit rund 10 Jahren immer mehr unter dem Mikroorganismus zu leiden. Die Rosskastanie ist eine der häufigsten Baumarten in Hamburg. Sie ist in zwei Varianten vertreten: weißblühend und rotblühend. Nicht nur die Farbe der Blüten ist verschieden, auch in ihrer Anfälligkeit für Krankheiten unterscheiden sie sich. Seit 2013 mussten aufgrund des Bakterienbefalls bereits 450 von ursprünglich 1.600 rotblühenden Rosskastanien in Hamburg gefällt werden – Tendenz steigend. Auch bei der Weißblühenden Variante steigen die Zahlen. Seit 2019 hat sich hier die Zahl der Fällungen im Vergleich der Vorjahre gar verdoppelt. Seit 2014 erfolgen keine Nachpflanzungen.
Bäume unter Beobachtung
Die Kastanien sind nicht nur für das Pae Bakterium anfällig. Auch Schädlinge wie die Miniermotte und Pilzerkrankungen setzen den Bäumen zu. Da Feuchtigkeit ein Kriterium für die Verbreitung von Krankheiten ist, könnte man meinen, die zunehmende Trockenheit der vergangenen Jahre täte den Bäumen gut. Fehlanzeige. Der Regenmangel ist zeitweise derart stark, dass die Pflanzen unter Trockenstresse geraten. Dieser schwächt die Pflanzen. Das Schadensbild wurde 2017 in einer Bachelorarbeit an der Universität Hamburg untersucht. Es folgte eine Studie zwischen 2018 und 2020: Das Hamburger Rosskastanien-Monitoring.
So äußert sich der Befall an Kastanien
Der Befall stieg in 2014 stark an. Nach einem Rückgang in 2018 ist die Lage nun wieder ernster. Besonders stark zeigen sich die Auswirkungen im Norden und Süd-Osten Hamburgs. Der Befall zeigt sich zunächst an Verfärbungen der Rinde ins Rostbraune und Schwarze. Dort entstehen Leckstellen. Schließlich platzt die Rinde dort auf und es kommt vermehrt zum Austritt von Feuchtigkeit. Da sie manchmal leicht rötlich ist, sprechen Beobachter zuweilen vom Bluten. Das Aufbrechen der Rinde öffnet die Tore für Sekundär-Schädlinge. Da die Bäume geschwächt sind, können sie nicht viel entgegensetzen. Es folgen vermehrt holzzerstörender Pilze in den Herbst- und Wintermonaten. Dieser Zustand kann innerhalb weniger Monate einen Baum zugrunde richten. Im Frühjahr treiben erkrankte Bäume kaum Laub aus. Die Rotblühende Rosskastanie ist hier stärker gefährdet. In 2019 befanden sich 600 Rosskastanien im Monitoring, die an der Rindenkrankheit litten. Auch für 2021 wird eine dreistellige Befallszahl angenommen. Da keine neuen Rosskastanien gepflanzt werden, müsste die beliebte Baumart rein rechnerisch in den nächsten 10 Jahren in Hamburg verschwinden.
Die Forschenden der Universität Hamburg halten jedoch alles offen. Vorsorglich werden keine Bäume gefällt. Nur wenn die Verkehrssicherheit und damit Leib und Leben von Passanten gefährdet sei, erfolgt eine Fällung. Auch sei es möglich, dass sich die Pflanzen teils erholen. Die Verbreitung des Bakteriums sei von komplexen Zusammenhängen abhängig. Entscheidend sei auch hier, wie sich weitere Krankheiten und Schädlinge verbreiten.
Lesen Sie hierzu auch unseren Magazin-Tipp zum Thema.