Nach der Neugestaltung des örtlichen Marktplatzes in Blankenese rollten im Januar die Bagger an, um das alte Markthäuschen abzureißen. Im Anschlus begannen die Arbeiten am neuen Markthäuschen praktisch natlos. Abriss und Neubau werden vom städtischen Bauunternehmen Sprinkenhof GmbH durchgeführt. Im neuen Gebäude sollen unter anderem öffentliche, barrierefreie Toilettenanlagen entstehen. Erstmals wären damit Toiletten auch außerhalb der Marktzeiten verfügbar. Zudem ist wieder ein Büro für die Marktmeisterei vorgesehen. Neben einem kleineren Gastronomiebereich wird auch der Blankeneser Bürgerverein Räumlichkeiten erhalten. So entsteht eine Mehrfachnutzung des Gebäudes, die dem ganzen Stadtteil zugutekommen soll. Nicht zuletzt erhoffen sich Befürworter des Neubaus auch eine Aufwertung des Ortskerns. Die Geschichte des Neubaus verlief dabei alles andere als geradlinig.
Finanzierungslücke und Unsicherheit beim Entwurf
Noch im Mai 2021 berichtete das Abendblatt, dass der vorgesehene Bau möglicherweise gar nicht realisiert werde. Ende 2018 hatte eine Jury den Entwurf des Hamburger Architekturbüros BUB architekten ausgewählt. Der Entwurf hatte sich im Wettbewerb gegen vier Mitbewerber durchgesetzt. Damals wurde berichtet, dass dieser Entwurf weiterentwickelt und 2020 realisiert werden würde. Letztlich verzögerte sich der Baubeginn bis zu diesem Januar. In einem internen Schreiben, dass dem Abendblatt vorliegt, hieß es, dass „auf jeden Fall“ ein Markthaus-Neubau enstehe, es sei aber noch unklar, „ob der vorhandene Entwurf zur Realisierung komme oder ein neuer“, so das Abendblatt. Letzteres hat sich inzwischen bestätigt.
Im September gab Finanzsenator Dressel bei einem Besuch in Blankenese schließlich bekannt, dass eine „Finanzierungslücke“ bestanden habe. Entstanden sei sie durch die gestiegenen Materialkosten im Baugewerbe. Entscheidend sei hier auch, dass das neue Markthäuschen ein tragendes Holzskelett haben soll. Gerade Bauholz erlebt seit einigen Monaten drastische Kostensprünge. Im September äußerte Senator Dressel, dass man die Finanzierungslücke mit Mitteln des Bezirks und der Sprinkenhof GmbH schließen könne. Eine weitere Verzögerung sei damit – hoffentlich – ausgeschlossen.
Baumaterial des Markthäuschens könnte abweichen
Der im Spätsommer 2021 vorgestellte Entwurf scheint dem aktuellen zu entsprechen. Wesentlich hat sich im Vergleich zum ersten Entwurf das äußere Erscheinungsbild geändert, das nun weniger aufwendige Fensterflächen zeigt. Zum anderen scheint die tragende Struktur aus Steinen anstelle eines Holzskeletts zu bestehen. Die Sprinkenhof GmbH gibt auf ihrer Website nach wie vor an: „Die Konstruktion wird aus einer Holzskelettbauweise mit Kupferfassade bestehen.“ Hier könnte es sich jedoch auch um einen Kommunikationsfehler handeln. Die Finanzbehörde sowie die Sprinkenhof GmbH haben auf bisherige Anfragen des Klönschnacks nicht reagiert. Damit ist derzeit noch unklar, ob es Änderungen an der Ausführung gibt, warum es dazu gekommen sein könnte und ob die Kosten des Baus eventuell sogar sinken. Auch der angepasste Entwurf stammt vom Architekturbüro BUB architekten.
Warum überhaupt ein neues Markthäuschen?
Viele Bürgerinnen und Bürger machten sich für den Erhalt des alte Markthäuschens stark. Oliver Diezmann, Vorstand der Blankeneser Interessengemeinschaft, sieht dies kritisch. Das alte Markthäuschen habe sich in einem maroden Zustand befunden, der weit über kaputte Dachrinnen hinausgegangen sei. Die Elektrik, die Toilettenanlagen und Schimmelbefall machten eine Diskussion um eine Sanierung überflüssig, so Diezmann. Ein Neubau sei unvermeidlich gewesen. Die Kostenexplosion auf einen Millionenbetrag könne er sich indes – trotz gestiegener Baukosten – nicht erklären. Inklusive der Abriss- und Vorarbeiten belaufen sich die Kosten für das Projekt, auf 1,2 Millionen Euro (stand Januar 2022).
Die Kosten teilen sich verschiedenen Stellen: 628.500 Euro stammen aus dem Quartiersfond. Die Toilettenanlagen und deren Instandhaltung machen einen der größten Posten aus. Die Kosten hierfür trägt die Stadtreinigung. Schließlich kommen noch 80.000 Euro aus Bezirksmitteln. Die Restfinanzierung übernimmt das städtische Bauunternehmen Sprinkenhof. Die Fertigstellung ist zum Jahresende geplant.