„Wir haben ein Haus gekauft“, sagt Jennifer Darboven. Klingt erstmal nicht so ungewöhnlich, aber es geht nicht um ein Eigenheim in Hamburg, sondern um ein Frauenhaus in Tansania, in dem 60 Bewohnerinnen Platz haben. Und „wir“ ist nicht Jennifer und ihre Familie, sondern sie und der Verein Promanity e.V. „Was wir da gemacht haben, ist mir erst so richtig bewusst geworden, als ich das Haus wirklich gesehen habe“, sagt sie lachend. Das fertig umgebaute Haus konnten noch Ende 2022 bezogen werden.
Das erste Frauenhaus in Tansania
Das Frauenhaus an sich ist nicht neu: 2011 gründete der tansanische Pfarrer Reverend Aristides Nshange die Pippi House Foundation – das erste Frauenhaus in der Großstadt Arusha. Zuvor konzentrierte sich die Unterstützung auf männliche Waisen- und Straßenkinder.
Im „Pippi House“ wohnen Mädchen und junge Frauen, größtenteils zwischen 14 und 25 Jahren. Einige sind schwanger oder haben kleine Kinder. Uneheliche Kinder führen in Tansania nicht selten dazu, dass die jungen Mütter von ihrer Familie verstoßen werden.
Die Mädchen und Frauen bekommen im „Pippi House“ einen Schlafplatz und Essen, können zur Schule gehen und werden nach abgeschlossener Ausbildung noch weitere sechs Monate bei der Wohnungs- und Arbeitssuche begleitet. „Das Ziel ist, dass sie selbstständig und unabhängig leben können“, sagt Jennifer Darboven.
Hilfe für das „Pippi House“
Aber was hat die Schenefelderin eigentlich damit zu tun? Die gelernte Kinderkrankenschwester und Medizinpädagogin lernte das Frauenhaus 2015 eher zufällig kennen. „Ich habe hier alles hinterfragt und bin kurzentschlossen nach Tansania gereist, um irgendwie Menschen zu helfen“, erzählt sie. Sie landete im „Pippi House“ und lernte dort Kim Langemark kennen.
Zurück in Hamburg trafen die beiden sich und wollten weiterhin helfen. Ein Jahr später flogen die beiden nochmal nach Tansania und halfen im Pippi House. Dabei lernten sie Franziska Diet kennen. Und zu dritt gründeten sie kurz darauf den Verein „ProManity e.V.“.
Seitdem wurden die Hilfeleistungen ausgebaut. „Es kamen nach und nach immer mehr Spenden und wir konnten mehr leisten“, sagt Jennifer. Der Verein übernimmt die monatlichen Lebensmittelkosten des Frauenhauses, alle medizinischen Behandlungskosten sowie die Schulgebühren aller Mädchen – in Tansania ist nur die Grundschule kostenfrei, abgesehen von Schulmaterialien. Weiterführende Schulen sind kostenpflichtig. Hier gilt: „Je billiger, desto schlechter. In manchen wird kein Englisch gesprochen und der Gewaltanteil ist sehr hoch“, berichtet unser Mensch des Monats.
Ein eigenes Haus von Promanity e.V.
2020 hat die Pippi House Foundation den Menschenrechtspreis gewonnen. Stellvertretend für Aristides Nshange nahmen Jennifer, Franziska und Kim den Preis entgegen. „Da haben wir noch mehr Aufmerksamkeit bekommen und uns wurden Gelder angeboten – und dann haben wir das Haus gekauft“, erzählt Jennifer Darboven. Es ist fast viermal so groß wie das bisherige. Jede Bewohnerin hat ein eigenes Bett, es gibt mehrere Gemeinschaftsräume, eine große Küche, zehn Badezimmer und einen großen Garten. „Das war viel Aufwand, fast so viel Bürokratie wie in Deutschland und alles hat sich wegen der ausbleibenden Regenzeit verzögert – die Wasserkraftwerke standen still –, aber jetzt läuft es“, sagt sie stolz.
Sie fliegt ebenso wie Kim Langemark und Franziska Diet regelmäßig nach Arusha, aber „man braucht jemanden vor Ort, sonst geht das alles nicht“, sagt sie. Die Leitung des Frauenhauses hat Agnes Masaki übernommen – eine der ersten Bewohnerinnen des Pippi House. Unterstützung bekommt sie von einer Sozialarbeiterin.
ProManity e.V.
Das Team unterstützt seit 2015 das Frauenhaus „Pippi House“ in Arusha (Tansania). 2017 wurde dafür der Verein ProManity gegründet.
Spendenkonto:
ProManity e.V.
Deutsche Skatbank
IBAN: DE38 8306 5408 0004 1660 94
BIC: GENODEF1SLR