Kritiker wie die CDU Hamburg äußern, so schlecht hätte es um die Fahrbahnen Hamburgs lange nicht gestanden. Zugleich saniert die Stadt im Jahresschnitt 190 Kilometer Straßen. Das ist mehr als der Koalitionsvertrag verlangt und es ist auch gut 27 Prozent mehr, als zu Zeiten der letzten CDU-Regierung. Im Jahr 2010 drohte der Stadt sogar eine Klagewelle wegen vermehrter Fahrzeugschäden durch Schlaglöcher. Der Senat beschloss damals zusätzliche Millionen für die Sanierung. Die Ausgaben stiegen auch unter der Scholz-Regierung. Gut 13 Jahre später türmt sich trotz höherer Ausgaben erneut die Kritik über Straßenschäden.
Ein prägnantes Beispiel ist der untere Teil des Sülldorfer Kirchenweges (Blankenese/Sülldorf). In der Mitte der Fahrbahn zeigen sich lange Risse. Einige Schlaglöcher sind mehrere Zentimeter tief. Das kann verheerende Folgen haben.
So geht es mit dem Sülldorfer Kirchenweg weiter
Die Frage kommt auf, warum die Straße nur zur Hälfte saniert wurde und der Rest weiter verfällt. Mike Schlink, Sprecher des Bezirksamts Altona, erklärt, dass die Grundinstandsetzung zwischen Fruchtweg und Babendiekstraße bislang nicht durchgeführt werden konnte, weil sich noch nicht alle Sanierungsflächen in Besitz des Bezirks befinden. Bevor das nicht geschehen sei, könnten die umfangreichen Leitungsarbeiten nicht beginnen. Die sind wiederum Voraussetzung für die Fahrbahnsanierung.
Da der Zustand der Straße äußerst schlecht ist, soll eine sogenannte Dünnschicht aus Kaltasphalt im schlechtesten Bereich vom Blütenweg bis Siebenbuchen und einige Flickstellen bis Willhöden hergestellt werden. Bis zur Grundinstandsetzung will der Bezirk die Straße so noch ein bis zwei Jahre verkehrssicher halten können. Spätestens Ende der Sommerferien könnte die Dünnschicht aufgebracht werden. Mike Schlink führt weiter aus: „Allgemein ist anzumerken, dass Planungen immer umfangreicher in der Beteiligung und Abstimmung werden. Die Leitungsunternehmen werden überwiegend vorab in die Straße gelassen, um Leitungsarbeiten durchzuführen. Das kostet unterm Strich viel Zeit“, wie auch am Beispiel Sülldorfer Kirchenweg gut erkennbar sei.
Unfallhäufung im laufenden Jahr
Laut Straßenzustandsbericht der Verkehrsbehörde und der aktuellen Auswertung des Bezirksamts Altona, verbessern sich die Straßen im Bezirk. Die Wahrnehmung ist jedoch eine andere. Zum einen, weil neue Schäden hinzukommen, zum anderen mischt sich Unmut über die allgemeine Verkehrslage ins Bild. Im Mai stellte der CDU-Abgeordnete Richard Seelmaecker eine Anfrage an den Senat, um die Zahl der Unfälle durch Straßenschäden in Hamburg zu ermitteln. Für die Jahre 2019 bis 2022 wurden insgesamt 87 Unfälle festgestellt. Für das Jahr 2023 lagen nur die Zahlen bis 31. März vor. Es waren bereits 23 Fälle.
Es scheint tatsächlich eine Unfallhäufung im laufenden Jahr zu geben.
Schäden und Verletzte
Ob sich der Straßenzustand seit Januar derart verschlechtert hat, dazu lassen sich keine Rückschlüsse ziehen. Der Senat fügt hinzu, dass hier neben dem Straßenzustand auch das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden entscheidend sei. Das klingt zunächst sarkastisch. Doch nimmt man die Zahl anderer Verkehrsunfälle hinzu, scheint sich das Fahrverhalten tatsächlich negativ zu verändern: Bei tödlichen Abbiegeunfällen etwa, ist das Jahr 2023 bereits jetzt trauriger Spitzenreiter. Aufgrund schadhafter Fahrbahnen gab es zwischen 2019 und 2022 keine tödlichen Unfälle in Hamburg. Die Stadt zählte 24 meist Leichtverletzte wegen Straßenschäden.
Für das aktuelle Jahr liegen noch keine Verletztenzahlen vor. Der wirtschaftliche Schaden ist hingegen erfasst. Für den Zeitraum 2019 bis 2022 ergaben sich 1.174.000 Euro Schadenssumme. Für 2023 waren es 159.000 Euro (bis zum 31. März). Bei gleich steigenden Zahlen wären die Schäden in 2023 damit mehr als doppelt so hoch wie in den Vorgängerjahren.
In Altona ergaben sich höhere Schadensersatzansprüche als in anderen Bezirken. Die Zahlungen liegen für die Jahre 2019 bis einschließlich 2020 im unteren fünfstelligen Bereich.