11. Mai 2022
Umwelt

Hände weg von jungen Wilden!

Alljährlich wiederholt sich auch im Norden eine unsinnige Prozedur aus falscher Tierliebe. Wildschützer mahnen das Problem an und geben Tipps.

Rehkitze verstecken sich ganz natürlich im Gras. Auf offenen Flächen wie hier ist die Mutter meist ganz nah. // Foto: Vincent van Zalinge on Unsplash

In jedem Frühjahr wiederholt sich in Sparrieshoop bei Elmshorn dieselbe traurige Prozedur: Spaziergänger finden ein angeblich verlassenes Rehkitz in der Wiese. In der Annahme etwas Gutes zu tun, wird das Jungtier mitgenommen und in die Wildtierstation Sparrieshoop gebracht. Spätestens hier wird den „Tierrettern“ bewusst gemacht, dass ihr voreiliges Einschreiten völlig falsch war.

Stationsleiter Christian Erdmann erklärt den Findern die Umstände und das richtige Verhalten gegenüber Wildtieren. Die Rehkitze werden von der Ricke – also der Rehmutter – in der Wiese abgelegt, um sie zu schützen. Die Kitze sind an sich eine leichte Beute. Im hohen Gras versteckt haben es Beutegreifer (große Greifvögel) allerdings schwerer, die Rehkitze zu entdecken. Aber nicht nur Raubvögel sind eine Gefahr für die noch jungen Tiere. Auch Hunde stellen jedes Frühjahr eine besondere Bedrohung für die Rehkinder dar. Beim Spazierengehen sind Hunde daher an der Leine zu führen. Wie Christian Erdmann weiß, sei dies leider eher die Ausnahme. Er kennt zahlreiche Fälle von Hundegassiegängern, die ihre Hunde frei über die Felder laufen lassen.

Was passiert mit einem gefundenen Rehkitz?

Das Rehkitz auf dem Arm der Praktikantin Sarah Schultz wurde heute neben ihrer überfahrenen Mutter in Hamburg gefunden. Nun wird das Kitz mit Ziegenmilch aufgezogen um im Spätsommer wieder in die Freiheit entlassen zu werden.
Foto: Wildtier- und Artenschutzzentrum

Die Mitnahme der Rehkitze aus ihren Verstecken sorgt dies für Stress bei den Tieren. Die Muttertiere gehen davon aus, dass ihr Junges zur Beute wurde und ziehen weiter. Die vermeintliche Rettung sorgt eher für Probleme. Daher gilt in beim Team in Sparrieshoop die Devise „Hände weg von jungen Wilden!“. Anstatt ein Tier mitzunehmen, dass eventuell Hilfe benötigt, sollten Sie die zuständige Revierförsterei verständigen. (Weitere Informationen finden Sie hier.)

Trotzdem landen regelmäßig Jungtiere bei der Wildstation in Sparriershoop – und nicht nur hier. Dort können sie jedoch nicht bleiben: „Falsch eingesammelte Wildtiere nehmen wir nicht an“, betont Stationsleiter Erdmann. Er betont: „Wir beraten gerne und führen die Kitze auch gerne wieder ihren Müttern zu. Aber eine Aufnahme aus falsch verstandener Tierliebe lehnen wir ab.“ Dem gegenüber stehen Fälle, in denen Kitze tatsächlich verwaist sind: Das Kitz auf dem Arm der Praktikantin Sarah Schultz wurde kürzlich neben ihrer überfahrenen Reh-Mutter in Hamburg gefunden. Nun wird das Kitz mit Ziegenmilch aufgezogen, um im Spätsommer wieder in die Freiheit entlassen zu werden.

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