Die romantische Vorstellung der Elbe mit ihren Containerriesen, Möwen, Fischbrötchen und natürlich den schönen Sandstränden am mehr oder weniger blauen Wasser teilen nicht nur die Hamburgerinnen und Hamburger, sondern jährlich Tausende Touristinnen und Touristen. Mit dem Spaziergang und Kähne-Gucken am Strand ist es aber nicht getan. Wo ein Fluss ist, da denken wir Menschen auch ans Schwimmen, besonders jetzt, wo es warm wird. Wir brauchen Abkühlung.
Doch eines stimmt nachdenklich: Es gibt in Hamburg keine offiziellen Badestellen an der Elbe. Was dem am nächsten kommt, ist Wedels Strandbad. Doch auch die Stadt Wedel ist zurückhaltend, wenn es um den Begriff „Schwimmen“ geht. Auf der Internetseite der Stadt wird dieser explizit nicht erwähnt, die Rede ist von „Sonne genießen, den Schiffen hinterhersehen, entspannen, im Sand buddeln, Burgen bauen oder bei Ebbe im Schlick spielen“. Die Stadt Hamburg wird auf ihrer Website noch deutlicher: Vom Baden in der Elbe wird abgeraten.
Baden in der Elbe?
Gründe hierfür gibt es gleich zwei: Die Wasserqualität und die Sicherheitslage. Auch wenn das Wasser an manchen Stellen bei Sonne blau und klar wirkt – und seien wir ehrlich, das tut es fast nie – erfüllt die Elbe in Hamburg nirgends die Anforderungen der Europäischen Union an ein Badegewässer. Die Wasserqualität wird von der Umweltbehörde (BUKEA) in den Sommermonaten an vier verschiedenen Stellen, darunter auch Övelgönne und Wittenbergen, regelmäßig geprüft. Die Ergebnisse schwanken zwar, die Grenzwerte für die bakterielle Belastung werden aber immer wieder überschritten. Nach starken Regenfällen ist der Eintrag von Bakterien in der Regel besonders hoch. So viel zur Hygiene.
Auch aus anderen Gründen ist die Badesicherheit in der Elbe nicht gegeben: Es fahren Schiffe, gegen die Schwimmende immer den Kürzeren ziehen. Zudem überspülen die Bugwellen die Strände und sorgen für einen Sog Richtung Elbmitte – gerade da ist die Strömung am stärksten. Rund viereinhalb Kilometer pro Stunde beträgt sie bei einsetzender Flut. Geübte Schwimmer schaffen nur drei Kilometer pro Stunde. Da die Sichttiefe sehr gering ist, können Badende Hindernisse und Untiefen nicht erkennen. Und auch Rettungskräften macht die mangelnde Sicht bei Einsätzen zu schaffen.
Richtig, Rettungskräfte. Denn die müssen leider jedes Jahr aufs Neue verunfallte Badegäste aus der Elbe retten. Die Einsatzzahlen bewegen sich konstant auf einem mittleren Niveau. 2022 waren es 577 Einsätze.
Nicht umsonst steht in Wittenbergen eine Station der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Die Organisation kümmert sich hamburgweit in der Badesaison von Mai bis September um die Wasserrettung. An den Wochenenden und Feiertagen sind fünf stationäre Wachen besetzt. Ein Trugschluss ist allerdings, dass Rettungsstationen anzeigen, dass es sich um eine ausgewiesene Badestelle handele.
Gefährlich, aber nicht verboten
Die Elbe ist ein Erholungsgewässer und durch eine Art „Gemeinrecht“, kann das Baden an öffentlichen Orten nicht untersagt werden. Die DLRG-Stationen dienen lediglich dazu, dass „es den ehrenamtlichen Einsatzkräften möglich ist, schnell Hilfe zu leisten und extrem kurze Ausrückzeiten zu gewährleisten“, erklärt Kay Maaß, Einsatzleiter bei der DLRG. An Wochentagen sind mehrere Schnell-Einsatz-Gruppen auf Abruf bereit.
Die Einsatzkräfte, die als mobile Einheit auch in Blankenese präsent sind, haben neben Retten noch eine andere Aufgabe: nämlich Präsenz zeigen. Sie sind eine präventive Anlaufstelle und beantworten jederzeit Fragen, auch zu den Risiken. Die größte Gefahr geht laut Kay Maaß von Schiffen aus: „Die Elbe gehört nach wie vor zu den meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt und die Nähe von Berufsschifffahrt und erholungssuchenden Menschen impliziert eine latent ständige Gefährdung durch Sog und Wellenschlag.“ Die Nähe zu den Schiffen, es müssen ja nicht direkt Containerriesen sein, werde oft unterschätzt.
Ein Beispiel sind Teile der Dove-Elbe: Da hier keine großen Schiffe fahren, wird sie oft als sichererer Badeort eingeschätzt – aber auch Sportboote und Segler stellen eine Gefahr für Badende dar. Dementsprechend sind die gefährlichsten Stellen der Elbe „alle Stellen, an denen es zu einem unmittelbaren Kontakt zwischen dem Bürger und der Schifffahrt kommen kann“, so Kay Maaß.
Schiffe und Strömung meiden
Auch ohne Schiffsverkehr besteht ein Gefahrenpotenzial, denn die Elbe ist ein Tidengewässer mit circa dreieinhalb Metern Tidenhub und starken Strömungsverhältnissen. Besonders gefährlich wird es an der „Schnittstelle“ zwischen dem ruhigen und eher strömungsarmen Buhnenbereich und dem Fahrwasser, wo eine Person unmittelbar von der Strömung ergriffen und fortgetrieben wird. Abhängig von den Tidezeiten bilden sich an den Buhnenköpfen Strudel. Alle, die Warnungen zum Trotz unbedingt baden wollen, sollten zumindest diese Stellen meiden.
„Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das Baden unbeschwert dort vorgenommen werden kann, wo man sich nicht der Gefahr aussetzt, von der Strömung ergriffen zu werden oder in den Sog eines Schiffs zu geraten“, sagt Kay Maaß. Man sollte also wissen, ob gerade Ebbe oder Flut ist und wo besonders viele Schiffe fahren oder wo es eher ruhig ist. Wer sich unsicher ist: nachfragen! „Die DLRG gibt hier im Rahmen ihres Dienstes jederzeit und umfassend Auskunft“, betont Kay Maaß.
Zudem gelten natürlich auch in der Elbe die gleichen Regeln, wie überall im Wasser. Der respektvolle Umgang mit den anderen Verkehrsteilnehmern sind das A und O für einen ungefährdeten Badeaufenthalt. Also immer die anderen Menschen und das Umfeld im Blick behalten.
Ferner sollte man sich im tieferen Wasser nur aufhalten, wenn man entsprechende Schwimmfertigkeiten besitzt. Das mag den ein oder anderen zum Schmunzeln bringen. Aber: „Tragisch verlaufene Ertrinkungsunfälle zeugen jedes Jahr davon, dass die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung merklich nachlässt“, sagt Kay Maaß. Eine repräsentative Umfrage der Forsa aus 2022 gibt ihm Recht. Die Zahl der Grundschulkinder in Deutschland, die nicht schwimmen können, hat sich seit 2017 verdoppelt.
Vorsichtig in die Elbe
Halten wir also fest: Baden in der Elbe ist möglich, aber nie ganz ungefährlich. Sie sollten sich auskennen und sich sicher sein, ob Ihre Fähigkeiten ausreichen, um an bestimmten Stellen zu schwimmen. Merken sollte man sich hier, dass die Strömung der Elbe selbst für gut trainierte Schwimmerinnen und Schwimmer zu stark ist, um gegen sie anzukommen. Daher eignen sich nur „beruhigte“ Zonen, zwischen den Buhnen.
Vermeiden sollten Sie es, von Schiffswracks, wie sie in Blankenese liegen, zu springen. Auch technische Anlagen, wie Positionslampen, sind tabu. Die DLRG rät hier, auch Kindern schon früh klarzumachen, sich nicht zu überschätzen und Gefahren zu erkennen.
Und im Zweifel: Fahren Sie ein Schwimmbad oder einen Badesee an. Letztere bieten in Hamburg ebenfalls eine naturnahe Erholung, oftmals mit Badeaufsicht.
Badeseen in Hamburg
Eine Liste mit allen Badeseen in Hamburg sowie ihren Besonderheiten – etwa Spielangeboten, Hygieneeinrichtungen, Badezeiten, Aufsichten und Eintritten – finden Sie auf der Website der Stadt Hamburg.
Hier finden Sie auch weitere Informationen zum Baden in der Elbe und die Ergebnisse der Wasserproben.