Mittwochvormittag, grau und windig. Auch wenn der Museumshafen Oevelgönne ein beliebtes Ausflugsziel sowohl für Touristen als auch Hamburger ist, ist bei dem Wetter kaum was los. Nur auf dem großen schwarz-weißen Segelschiff, dem Präsident Freiherr von Malzahn, herrscht geschäftiges Treiben. Eine Gruppe älterer Männer putzt, räumt und repariert eifrig.
Kurt Bosner ist der Mensch des Monats
Einer von ihnen ist Kurt Bosner. Der 75-Jährige ist seit neun Jahren Teil der Crew des Hochseefischkutters und hilft mindestens einmal pro Woche am Museumshafen. „Mittwochs ist Rentner-Tag“, sagt er lachend. „Am Wochenende haben alle Zeit und man steht sich manchmal im Weg, deswegen treffen wir uns unter der Woche.“
Zur Mannschaft des Schiffs gehören 24 Leute, die sich um den Erhalt und die Fahrtauglichkeit kümmern und alle anfallenden Arbeiten erledigen. Egal, ob ein neuer Anstrich benötigt wird, der Motor getestet oder eine Maschine repariert werden muss. „Irgendwas gibt es immer zu tun“, sagt Kurt Bosner.
Ehrenamt am Museumshafen Oevelgönne seit neun Jahren
Der gebürtige Hamburger kam über die Aktivoli Freiwilligenbörse zum Museumshafen. „Ich wollte nach der Rente was am Hafen machen. Ich bin am Elbstrand aufgewachsen und hab hier meine Jugend verbracht und die Leute hier waren mir direkt sympathisch – da fiel die Entscheidung leicht“, erzählt der Hobbysegler. „Es hat mir außerdem gefallen, dass ich als Rentner nochmal so viel Neues lernen musste, die Traditionsschiffe haben so ihre Eigenheiten.“
Maritime Kenntnisse sind allerdings keine Voraussetzung, um im Verein zu helfen: „Eigentlich muss man nur einen Pinsel halten können“, so Bosner. „Den Rest kann man hier lernen.“ Auch Segelscheine, Aus- und Fortbildungen werden angeboten.
Während im Sommer regelmäßig Fahrten anstehen – die Schiffe können gemietet werden und im Sommer segelt die Schiffs-Crew als „Belohnung“ zu Traditionstreffen, Regatten oder einfach an schöne Orte – ist in der kalten Jahreszeit weniger los. Die Schiffe werden winterfest gemacht, aber nicht alle Arbeiten sind bei dem Schietwetter möglich.
Museumshafen Oevelgönne entdecken
Kurt Bosner hat im Verein aber auch noch andere Aufgaben: Er ist als Hafenlotse unterwegs und leitet Führungen durch den Museumshafen und vermittelt Interessierten sein Fachwissen. „Das macht mit am meisten Spaß und ist je nach Gruppe total unterschiedlich“, sagt er. Wer spontan etwas über den Hafen erfahren möchte und keine Tour gebucht hat, kann neuerdings per Audioguide einen 50-minütigen Rundgang machen oder jederzeit die Vereinsmitglieder auf den Schiffen fragen. „Die erzählen gerne was über die Schiffe und zeigen auch oft spontan alles“, so Bosner.
Im November starten auch wieder die informativen Veranstaltungen im „Döns“, dem historischen Wartehäuschen auf dem Ponton Neumühlen. Am Wochenende finden hier oft private Feiern statt, an Montagen von November bis März immer die „Komm an Bord“-Abende. „In die Organisation bin ich irgendwie reingerutscht, die Abende machen immer Spaß, es ist aber auch viel Arbeit, Gäste zu suchen“, erzählt Bosner. Zu den Gästen zählen Wasserschutzpolizei, Funk und Zoll, aber auch Knotenkunde steht auf dem Programm. Los geht es immer um 19 Uhr, anmelden können sich Interessierte – auch Nicht-Mitglieder – unter kommanbord@oevelgoenne.de.
Zur Sache:
Museumshafen Oevelgönne
war der erste Museumshafen seiner Art in ganz Deutschland. Der gemeinnützige Verein zur Erhaltung und Präsentation historischer Wasserfahrzeuge verfügt über elf eigene Schiffe und hat knapp 600 ehrenamtliche Vereinsmitglieder.
Spendenkonto:
Inhaber: Museumshafen Oevelgönne e.V.
Bank: Hamburger Sparkasse
IBAN: DE06 2005 0550 1043 2224 11
Hier können Sie den Artikel im E-Paper lesen.